Anouk Battefeld -

Hüterin des Themas Nähe und Distanz

Seit dem Spätsommer 2023 arbeitet Anouk Battefeld als Verantwortliche für den Bereich Diakonie der Spezialseelsorge der Römisch-Katholischen Kirche RKK Basel-Stadt. Mit einem Pensum von 40 Prozent organisiert sie, vernetzt mit anderen Playern im sozialen Basel, verschiedene Projekte wie den ökumenischen Drei-Königs-Apéro in der Predigerkirche, sitzt im Bereich Asyl mit am Tisch des KOFFF beim Roten Kreuz oder arbeitet mit der Caritas zusammen beim Thema Armut. Darüber hinaus wählt sie für jedes Jahr eine Zielgruppe aus, der sie sich mit ihrer Arbeit schwerpunktmässig widmet. 2024 waren es UMAs (unbegleitete minderjährige Asylsuchende), dieses Jahr sind es Menschen, die sich allein fühlen. Es wird einen Flyer geben mit unterschiedlichen Angeboten wie gemeinsames Kochen, Malen oder auch Ausflüge. Die meisten dieser Angebote werden zusammen mit anderen Organisationen oder Vereinen angeboten.

Ein weiterer Themenschwerpunkt, der Anouk Battefeld, die einen staatlichen Abschluss in Sozialer Arbeit und einen kirchlichen Abschluss in Sozialdiakonie absolviert hat, seit bald anderthalb Jahren beschäftigt, ist das Thema Nähe und Distanz. Im Nachgang zur Vorstudie zum Thema Missbrauch in der Römisch-Katholischen Kirche entstand im Pastoralraum Basel-Stadt die Gruppe «Gelingende Beziehungen». Diese besteht aus Vertreter:innen der verschiedenen Pfarreien und hauptamtlichen Gruppierungen des Pastoralraums Basel-Stadt. Gemeinsam mit Martin Föhn SJ, Präventionsbeauftragter, entwarf und organisierte Anouk Battefeld Schulungen für Freiwillige in den Pfarreien des Pastoralraums Basel-Stadt und bildete auch die Mitarbeitenden weiter.

Mit dem Weggang von Martin Föhn «erbt» Anouk Battefeld das Thema für die Spezialseelsorge und in Zusammenarbeit mit der Opferhilfe beider Basel weiterbearbeiten. Einerseits, weil es mit Diakonie zu tun hat und andererseits, weil sie die Kompetenzen dazu hat. Diesen Herbst wird sie mit dem Master in Sexologie einen dritten Abschluss erlangen.

Dieser Studiengang, der erst seit 2024 in der Schweiz existiert, beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Grundlage mit den Themen Sexualität, Liebe und Beziehung. Dabei geht es sowohl um die «normalen» Entwicklungen, die Menschen in ihrem Leben in diesen Bereichen er- und durchleben, als auch um die problematischen und auch strafrechtlich relevanten Formen. «Wir haben uns auch mit dem Thema Pädophilie beschäftigt. Wie sehen Täterprofile aus, wie läuft grooming, also das Vorbereiten des Missbrauchs ab, wie kann ich Menschen dafür sensibilisieren, grooming zu erkennen und problematische Situationen zu benennen. Missbrauch ist viel umfassender als die tatsächliche Tat. Das Studium ganz grundsätzlich ist ein sehr umfassendes, wissenschaftlich gestütztes Betrachten des Themas Liebe und Sexualität», erläutert Anouk Battefeld. Ihre Masterarbeit schreibt sie zum Thema «Liebe als Gefahr» und befragt dazu Ordensleute, die sich verliebten. Forschung oder Sexualtherapie sind die beiden Richtungen, die man mit diesem Abschluss einschlagen kann.

Leute, die neu in den kirchlichen Dienst eintreten, sind verpflichtet, Schulungen zum Thema Nähe und Distanz zu machen. Zudem legen sie regelmässig einen Strafregister- und einen Sonderregisterauszug vor. Doch auch freiwillig Tätige sollen sich mit dem Thema beschäftigen, allerdings werden sie eher auf ihr jeweiliges konkretes Einsatzfeld hin geschult. «Die Weiterbildungen sind für alle wichtig, die mit vulnerablen Personen(gruppen) zusammenarbeiten. Über Kinder und Jugendliche hinaus wären das idealerweise auch Mitarbeitende, die mit Senior:innen oder Menschen mit Beeinträchtigung zu tun haben. Und auch eine Lektorin oder ein Organist können über Weiterbildungen achtsam werden für Situationen in ihrem Arbeitsbereich. Vielleicht beobachte ich etwas, was mir komisch vorkommt – dann ist es gut zu wissen, wie ich damit umgehe. Wem ich davon erzähle und wie. Der Umgang mit verschiedenen Situationen ist heute ein ganz anderer als noch vor zwanzig oder vierzig Jahren und was Teilnehmende in den Weiterbildungen lernen, ist auch ausserhalb des beruflichen Kontextes nützlich», beschreibt Anouk Battefeld.

Die Kurse für den Pastoralraum Basel-Stadt sollen nun neu konzeptioniert werden, denn seitens der Römisch-Katholischen Kirche Schweiz (RKZ), der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) und der Konferenz der Vereinigungen der katholischen Orden und weitere Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (KOVOS) besteht seit Januar 2025 eine Zusammenarbeit mit den kantonalen Opferhilfen, die Opferhilfe beider Basel ist also mit im Boot. «Die Opferhilfe beider Basel ist ein super Kooperationspartner, der fachkundig und engagiert am Thema ist. Das ist nicht in jedem Kanton gleich. Ich bin sehr dankbar für das eingebunden sein dort», erzählt Anouk Battefeld von der Zusammenarbeit.

Gefragt, ob ihr etwas besonders wichtig sei im Moment im Zusammenhang mit dem Thema Nähe und Distanz: «Ja, einerseits sollen die Menschen – die hauptamtlich Mitarbeitenden und auch freiwillig Tätigen – mir einfach schreiben, wenn sie mit einer Situation «Bauchschmerzen» haben. Es geht mir darum, dass sie im Kontakt mit mir als Fachperson sortieren und einordnen und sich damit entlasten können. Das wird alles vertraulich behandelt. Diese Möglichkeit ist als Schutz gedacht, eben auch der unterschiedlich Mitarbeitenden. Der Schutz geht in alle Richtungen. Andererseits, dass ich beim Thema spiritueller Missbrauch weniger Kompetenzen habe und dort dann an Fachpersonen weiterleiten kann. Wichtig ist mir, dass die Leute sich melden!», sagt Anouk Battefeld mit Überzeugung.

Text und Fotos: Anne Burgmer, Kommunikation RKK BS

Anouk Battefeld
Briefkasten für Betroffene in der Offenen Kirche Elisabethen
Professionelle Zusammenarbeit