10.03.2024

Kirche gemeinsam gestalten

Gastgeberin Sarah Biotti (Bildmitte, stehend) freut sich über die gute Gesprächskultur.
Die jüngeren Teilnehmenden sorgen für frischen Wind.
Martin Föhn (hinten, Bildmitte) sorgt für Ordnung im Pfarreisaal.
Gastgeber Pfarrer Stefan Kemmler (Bildmitte) ist mit dabei.
Die Kunst des Zuhörens ist nicht selbstverständlich.
Kirchenrätin Jenny Ch. Wüst (Bildmitte) hört zu.
Was macht mir Sorgen ...
... und was gibt mir Hoffnung?
Wo sich jüngere und ältere Menschen begegnen.
Man hat nie ausdiskutiert.
Ein offenes Männergespräch.
Der Weg zum Ziel ist die gemeinsame Standortbestimmung.
Das Team von S. Pio X sorgt für das leibliche Wohl.

Am 9. März 2024 hat in der Pfarrei San Pio X in Basel der «Begegnungs- und Entwicklungstag» für pastorale Mitarbeitende in den Pfarreien sowie für Vertretende der anderssprachigen Missionen im Pastoralraum Basel-Stadt stattgefunden. Momentaufnahmen in Bildern, worum es ging und was dabei herausgekommen ist.

Der «Begegnungs- und Entwicklungstag», eine Initiative der Pastoralraumleitung der Römisch-Katholischen Kirche (RKK) Basel-Stadt mit Sarah Biotti und Pfarrer Stefan Kemmler, ist die Informations- und Austauschplattform für die pastoralen, in der Seelsorge tätigen Mitarbeitenden der Pfarreien in Basel, Riehen und Bettingen. Auch die Vertretenden der anderssprachigen Missionen in den Pfarreien sind eingeladen.

Eine Frage des Seins

Sarah Biotti und der Jesuit Martin Föhn, Fachverantwortlicher Bildung und Spiritualität sowie Präventionsbeauftragter der RKK, moderierten den Samstagmorgen, der in den Räumlichkeiten von San Pio X stattfand. S. Pio X ist die Pfarrei für italienischsprachige Katholikinnen und Katholiken in Basel und der Region. Sie befindet sich am Rümelinsbachweg in Nähe des Basler Zolli.

Rund 55 Mitarbeitende aus den Pfarreien und den Missionen waren gekommen, um sich unter fachkundiger Anleitung gemeinsam insbesondere zu zwei Punkten auszutauschen: Wie kann die Kirche gut mit internen Spannungen beziehungsweise mit unterschiedlichen Standpunkten und Meinungen umgehen? Und wie können wir uns als Einheit in Vielfalt erfolgreich weiterentwickeln?

Zur Debatte stand also nicht weniger als die grundsätzliche Frage der Identität und der Vision einer einheitlichen starken Kirche.

Visionsprozess der RKK

«Es geht darum, wie wir unsere Kirche gemeinsam gestalten», sagte Sarah Biotti nach ihrer Begrüssung und dem gemeinsamen Gebet. Sie bezog sich dabei explizit auf den synodalen Prozess und auf den Visionsprozess, den die RKK begonnen hat – er wird am nächsten «Begegnungs- und Entwicklungstag» vom 7. September 2024 im Fokus stehen.

Kirche gemeinsam gestalten und weiterentwickeln setze jedoch voraus: Wir halten Spannungen oder unterschiedliche Standpunkte in den eigenen Reihen aus. Und wir begeben uns gemeinsam in das kontinuierliche Gespräch, so Martin Föhn: «Wir müssen in die Diskussion über diese Spannungen kommen und einander Raum geben.»

Die Gräben überwinden

Die anschliessenden zwei Gesprächsrunden in gemischten Gruppen wurden in angeregter Atmosphäre geführt, und der Aufforderung zum gegenseitigen Zuhören wurde mit Herz, Geist und Verstand Folge geleistet.

In einer Gesprächsgruppe ging es zum Beispiel um die Frage: Wie setzen wir die Zehn Gebote um im Hinblick auf die hochemotionale Frage, Abtreibung Ja oder Nein? Was bedeutet der Standpunkt «konservativ» versus «progressiv» eigentlich genau, und ist «konservativ» nicht bereits ein abwertender Begriff?

Wie ist das Verhältnis von kirchlicher Basis und Führung, und wie lässt sich gemeinsam Neues entwickeln? Und: Braucht es überhaupt ständig Neues und muss man wirklich «mit der Zeit gehen»?

In der gemeinsamen Schlussrunde wurden die ersten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen im Plenum zusammengetragen. Zu ihnen gehören unter anderem:

  • Das Gespräch muss weitergeführt werden und es gilt, die Verschiedenheit und Vielfalt in den eigenen Reihen auszuhalten und konstruktiv miteinander anzugehen.
  • Einen klaren Standpunkt zu einer Sache vertreten ist nicht per se schlecht. Dies muss jedoch einhergehen mit der Bereitschaft, Personen mit diametral entgegengesetztem Standpunkt zuzuhören. In Pfarrer Stefan Kemmlers Worten: «Wenn ich Freiheit für mich beanspruche, kann ich sie meinem Gegenüber nicht verwehren.»
  • Die Vielfalt der Einheit ist und bleibt eine Herausforderung. Sie gehört jedoch quasi zur DNA der Landeskirche.
  • Wir besinnen uns auf unsere Stärken und zeigen in der Öffentlichkeit, was wir vor Ort tun.
  • Es gibt ein grosses Bedürfnis in der Gesellschaft nach Spiritualität. Wir nutzen dieses Bedürfnis und bieten insbesondere auch jungen Menschen eine geistige und emotionale Heimat.
  • Predigten sollen ansprechend sein.
  • Frauen und Männer sind gleichwertige Wesen.
  • Wir müssen das Gespräch über Macht-Missbrauch in der Kirche führen und uns tatkräftig für den professionellen Umgang mit Nähe und Distanz in den eigenen Reihen einsetzen, namentlich in der Präventionsarbeit.

Zum Abschluss des «Begegnungs- und Entwicklungstags» lasen alle gemeinsam das «Gebet für eine synodale Kirche» von Felix Gmür, Bischof von Basel.

Dann folgte der verdiente Abschluss mit einem wunderbaren Mittagessen, ganz Italianità, zubereitet vom formidablen Küchenteam und persönlich serviert vom Team der Parrocchia. Que bello!

Text und Fotos: Anna Wegelin, Kommunikation RKK