02.07.2024

Leben retten aus Nächstenliebe

V. l. Alganesh Fessaha, Ärztin und Menschenrechtsakvistin, und Mariella Guidotti, Missionarin und Moderatorin. Fotos zVg
Über 90 Personen besuchten den Anlass in San Pio X.

Gut 90 Personen kamen am Abend des 21. Juni in die Pfarrei St. Pio X am Rümelinbachweg in Basel. Hier berichtete die italienisch-eritreische Ärztin und Menschenrechtsaktivistin Alganesh Fessaha über die aktuelle Situation von Geflüchteten in den Auffanglagern und Staatsgefängnissen in Nordafrika.

Der Abend wurde organisiert von den Scalabrini-Säkularmissionarinnen und der Gruppe ohne Grenzen der Pfarrei San Pio X für italienischsprachige Gläubige in der Region Basel. Er fand im Rahmen der Aktivitäten der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt zum diesjährigen Flüchtlingstag statt.

Der Veranstaltungsbericht des Journalisten Saverio Verrascina

«Weil ich mich selbst liebe, liebe ich meinen Nächsten so sehr.» Das sagt Alganesh Fessaha (74), Spezialistin für Ayurveda-Medizin eritreischer Herkunft und Gründerin und Präsidentin der Nonprofitorganisation (NGO) namens Ghandi.

Die Bilder und Videos, die auf dem Bildschirm des Theatersaals der Pfarrei St. Pio X liefen, in der das Treffen am 21. Juni 2024 stattfand, erzählten das Drama der eritreischen Flüchtlinge. Sie sind oftmals als Kinder aus ihrem Land geflohen, um der Gewalt eines diktatorischen Regimes von Isaias Aferwerki zu entkommen, in dem die allgemeine Wehrpflicht für alle Personen zwischen 18 und 50 Jahren gilt.

Alganesh Fessaha berichtete, oftmals würden die Menschen auf der Flucht getötet, ihre Organe für den illegalen Handel damit entnommen und ihre leblosen Körper in der Wüste «entsorgt».

Die Ärztin und Menschenrechtsaktivistin setzt sich mit ihrer NGO und Alliierten für die Befreiung von Menschen aus Eritrea ein, die auf ihrer Flucht von Menschenhändlern gefangen gehalten werden. Tausende von geflüchteten Landsleuten sind so bereits einem schrecklichen Schicksal entkommen.

«Ich habe nie für ihre Freilassung bezahlt», betonte Alganesh Fessaha an der gut besuchten Veranstaltung in der Pfarrei St. Pio X. Sie ist eine unerschrockene Frau, die bereit ist, ihr Leben zu riskieren für ihre Mission zugunsten der Würde und Rechte von Menschen auf der Flucht vor Repression und Unfreiheit.

Mehr als einmal hat Alganesh Fessaha selbst Aggressivität und Gewalt erlitten. Dennoch hält sie an ihrer Berufung fest. Sie wusste schon vor vielen Jahren, dass sie etwas tun musste für ihre unterdrückten und verfolgten Landsleute. Ausschlaggebend war ihre Begegnung mit einer Gruppe junger Menschen, die als Minderjährige von Eritrea ins Nachbarland Äthiopien geflohen waren, dort studieren konnten und so Lebensperspektiven erhielten. Nach dieser Begegnung war für sie klar, dass sie sich fortan für ihre Rettung einsetzen würde.

Alganesh Fessahas entwaffnende Güte und Demut, aber auch ihre Hartnäckigkeit sind beeindruckend, und es überrascht, wie sie trotz Folter und anderer Bestialität an geflüchteten Menschen an ihrer Berufung festhält. Sie lebt das Evangelium und tritt standhaft ein für die Fülle des Lebens. Ihr eigenes Leben setzt sie dabei für ihre Mitmenschen aufs Spiel, ohne Angst vor dem Tod.

Es gibt keine grössere Liebe als diese.»

Saverio Verrascina ist aktives Mitglied von S. Pio X, der italienischsprachigen Pfarrei in der Region Basel

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>>> Bericht des gemeinsamen Mittagessens Projekt «Tische statt Mauern»

>>> italienischsprachige Webseite der Pfarrei S. Pio X